Die Villa Wagener ist eine ehemalige Fabrikantenvilla, erbaut im Küstrin des 19. Jh. durch die Familie Wagener (Maschinen-, Dampfkessel-, Kupferfabrik Cüstrin-Neustadt). Sie überstand das schwere Bombardement der Roten Armee im Frühjahr 1945 als eines von sehr wenigen Gebäuden und wurde anschließend als Verwaltungssitz der sowjetischen Besatzer und später der Stadt Kostrzyn nad Odrą genutzt.
Seit 2006 leerstehend, wurde es nun zu einem modernen deutsch-polnischen Kommunikations- und Kreativzentrum umgestaltet.
Das ehemalige Bahnhofsgebäude Seelow (Mark) ist ein repräsentativer Zweckbau aus dem 19. Jahrhundert in typischer Bahnarchitektur. Das Empfangsgebäude aus dem deutschen Kaiserreich hat seine Funktion dauerhaft verloren, obwohl der Bahnhof an der Strecke Frankfurt (Oder) – Eberswalde noch in Betrieb ist. Über die Bahn sind die Metropole Berlin und regionale Gedenkorte erreichbar. Weiterhin dient der Standort als Haltepunkt des regionalen Busverkehrs und es führen Rad- und Wanderwege (E 11) unmittelbar am Bahnhof vorbei.
Im Rahmen des Förderprojekts wurde das Gebäude umfassend saniert und zu einer Geschichtswerkstatt mit Dokumentationszentrum ausgebaut. Auf 200 barrierefreien Quadratmetern ist im Erdgeschoss ein moderner musealer Lern- und Erlebnisort für die jüngere Regionalgeschichte entstanden, korrespondierend mit der 300m entfernten Gedenkstätte „Seelower Höhen“. Im Obergeschoss befinden sich eine Projektwohnung und Büro- und Archivräume.
Inhaltlich verantwortlicher Träger der neuen Erinnerungsstätte ist der Geschichts- und Heimatverein Gusow-Platkow e.V. Das Ausstellungskonzept befasst sich mit der einschneidenden Epoche der Vor-, Kriegs- und Nachkriegsjahre zwischen 1930 und 1960:
„Thema der Ausstellung ist das Schicksal einer brandenburgischen Region in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Es geht um die Erfahrung von NS-Regime und Krieg, Flucht, Wiederaufbau und Sozialismus. Wie mit einer Lupe betrachtet die Ausstellung, wie sich „große Geschichte“ im kleinen Format der Oderregion und seiner Bewohner auswirkte, welche Voraussetzungen der Krieg hier fand und wie er langfristig nachwirkte. Gegenüber dem etablierten Seelower Schlachtengedenken vollzieht die geplante Ausstellung einen Perspektivwechsel. Im Mittelpunkt stehen Fundstücke und Erlebnisberichte aus der Region.“
Die Stadt Seelow verfolgte mit dem Projektansatz folgende primäre Ziele:
Einrichtung einer Geschichtswerkstatt für die besondere Geschichte der heutigen Grenzregion ab 1930
thematische und räumliche Ergänzung der musealen Darstellung Gedenkstätte Seelower Höhen und Erweiterung des Wirkungskreises
Aufbau einer Dauerausstellung sowie von thematischen Sonderausstellungen
Einrichtung einer Dokumentationsstätte für die tiefere Erforschung und Präsentation dieses Geschichtsabschnitts
Aufbau eines Büros für das Netzwerkmanagement zum grenzübergreifenden Tourismus-Cluster „Erinnerung verbindet“
Vernetzung mit weiteren Erinnerungsorten als touristische Marke und Gesamtpaket der Region Oder-Warthe, insbesondere mit dem Kommunikationszentrum in Kostrzyn nad Odra und dem Zentrum für historische Bildung in Słońsk
Nachhaltiger Nutzungswandel eines historisch bedeutsamen Bauwerkes
Unweit des Bahnhofs befindet sich mit der Gedenkstätte Seelower Höhen die Erinnerungsstätte der Trauer und Mahnung an die gleichnamige Schlacht 1945. Das (Sieger-) Mahnmal des sowjetischen Soldaten, inkl. der Kriegsgräberstätte seiner Waffenbrüder zu seinen Füßen, geben eine eingeschränkte Erinnerungsperspektive für die Gedenkstätte vor, die darüber hinaus ein kleines Museum und eine Kriegsgeräteausstellung enthält. Dieses international bedeutsame Handlungsfeld soll mit dem „Geschichts-Bahnhof“ in unmittelbarer Nähe um eine regionale Perspektive erweitert werden und dient als wichtige Ergänzung zum „Weltblick“ auf die Gedenkstätte Seelower Höhen.
Das Gebäude – ein ehemaliges Bürgerhaus – befindet sich im Zentrum des Ortes und wurde im 4. Viertel des 19. Jahrhunderts in einem eklektischen Stil errichtet. Über die Erbauer des Gebäudes sind keine Archive erhalten geblieben. Aufgrund des beeindruckenden Charakters des Gebäudes geht man davon aus, dass die Besitzer zu den wohlhabendsten Einwohnern der Stadt gehörten. In den 1920er und 1930er Jahren beherbergte das Gebäude die Sparkasse. In der Nachkriegszeit war das Gebäude Sitz des Städtischen Kulturzentrums. Seit etwa 1980 stand das Gebäude leer und verfiel zusehends.
2018 bis 2020, im Rahmen des Projektes „Stätten der Erinnerung Oder-Warthe“, wurde das Kulturhaus umfassend saniert und mit barrierefreiem Zugang ausgestattet. Das neue „Kultur-, Bildungs- und Begegnungszentrum für Regionalgeschichte – Kulturhaus in Słońsk“ vermittelt nun die vielfältige Geschichte der Stadt und der Region und ergänzt das Martyriums Museum und das Johanniterschloss in Słońsk. Im Erdgeschoss befinden sich unter anderem ein großer Konferenzraum mit Kabinen für Dolmetscher. Im Obergeschoss sind Ausstellungsräume, Räume für Workshops und Forschungsarbeiten, eine Bibliothek sowie ein Computerkabinett untergebracht. Im Dachgeschoss befinden sich Schlafräume für Studenten und Projektpersonal.