Orte des Kalten Krieges

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Oder-Warthe Region zum Grenzgebiet zwischen Deutschland und Polen. Die zuvor gemeinsame Geschichte erfuhr einen nahezu vollständigen Neustart durch den radikalen Bevölkerungsaustausch östlich der Oder. Die zwangsmigrierte Bevölkerung des ehemaligen Ostpolens brachte ihre eigene Geschichte, Kultur und Sprache mit, was neben der neuen physischen Grenze zusätzlich eine Sprachbarriere schuf.

Erinnerungskulturen begannen sich getrennt voneinander zu entwickeln, geprägt durch die Narrative der Siegermächte, die bis heute Bestand haben. Zwei grundlegend verschiedene Ideologien (Kapitalismus / Sozialismus) verpflanzten sich auf deutschem Boden (BRD/Westberlin und DDR) und eskalierten beinahe im Kalten Krieg. Entsprechend ideologisch beeinflusst wurde auch die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges in der BRD, der DDR und der Volksrepublik Polen in Form von Gedenk- und Feiertagen, Schulunterricht, Kriegsdenkmälern, Kriegsgräberstätten und Museen.

In diese Gemengelage musste sich die Oder-Warthe Region erst einmal einfinden und schrieb so eine neue Geschichte. Im Zuge des Kalten Krieges entstanden Militär-, Zivil- und Regierungs-Bunkeranlagen zum Schutz vor Atomschlägen bzw. zur Koordinierung und Ausführung derselben. Wiederum entstand ein Netz an Einrichtungen zur Kontrolle der Bevölkerung und zur Sicherung der kommunistischen Diktatur, z.B. Jugendhaftanstalten und Werkhöfe, Militärgefängnisse und Standorte der Staatssicherheit.

Unsere Empfehlung für eine 2-tägige Bildungsreise entführt Sie in die Zeit des Kalten Krieges, die durch Angst vor Atomschlägen, atomarem Wettrüsten, Provokation und Mistrauen maßgeblich geprägt war. Unterirdische Bunkeranlagen mit ehemaligen Abhör- und Fernmeldestationen sowie Erst- und Rückschlagszenarien zeigen eindrucksvoll das Kalkül und den Irrsinn des Kalten Krieges.

„Seewerk“ Falkenhagen: vom Nazi-Fabrikationsbunker zum Kommandostand des Warschauer Pakts

Ein von den Nationalsozialisten ab Ende der 1930er Jahre errichtetes Rüstungswerk mit der Tarnbezeichnung »Seewerk« wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu einem der geheimsten Standorte der Sowjetarmee in der DDR ausgebaut. Spätestens in den 1970er Jahren erfolgte der Umbau zu einem Gefechtsstand mit hoher militärischer Bedeutung. Unterschiedliche Einheiten der Sowjetarmee und Verbindungsoffiziere aller relevanten Staaten des Warschauer Paktes wären im Fall einer militärischen Eskalation mit den Truppen der NATO in Falkenhagen eingezogen.

Objekt 3003: Sowjetische Raketenbasis für den Atomschlag gegen die NATO

1970 wurden 3 Bunkerkomplexe in Polen fertiggestellt, die ab Mitte der 1980er Jahre mit insgesamt 178 Atomsprengköpfen bestückt waren. Objekt 3003 im Wald bei Templewo war einer der 3 geheimen Komplexe, die unter dem Schutz und der Führung von sowjetischen Spezialeinheiten in Betrieb gehalten wurden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde der Bunker 1992 von der russischen Armee leer gezogen und verlassen.

Bunkermuseum Fuchsbau

Die wechselvolle Geschichte der unterirdischen Nachrichtenzentrale reicht von den Nationalsozialisten über das Kommando der NVA Luftstreitkräfte bis zur Bundeswehr. Ursprünglich zur Sprengung vorgesehen, reaktivierte die DDR 1965 den historischen Bunker und ergänzte einen unterirdischen Neubau als Zentralen Gefechtsstand 14 (ZGS-14). Nach der deutschen Wiedervereinigung erfolgte eine kurzzeitige Nutzung durch die Bundeswehr, die 1994 mit der Abwicklung des Standortes und einem Verschluss des Bunkers endete.

Baudenkmal Bunker Garzau

Zwischen 1972 und 1975 wurde bei Garzau das Organisations- und Rechenzentrum (ORZ) der NVA neu errichtet. Im atombombensicheren Untergrund liefen auf einem Großrechner alle relevanten Daten zum Zustand der Armee im Rahmen von täglichen Meldungen über Stärke, Bestände und Vorkommnisse aus allen drei Teilstreitkräften der NVA zusammen. Das ORZ stellte die Daten dem Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) mit Sitz in Strausberg zur Verfügung und fungierte so als »Operatives Auskunftssystem des Stabes«.

Objekt 17/201 Strausberg: Ehemals atomsichere Nachrichtenzentrale, heute Kulturbunker

Mit der Gründung der NVA 1956 wurde eine Kaserne aus der NS-Zeit in Strausberg zum Dienstsitz des Ministeriums für Nationale Verteidigung bestimmt. Ab Ende der 1970er Jahre erfolgte der Bau von »Objekt 17/201 – Führungsstelle des Zentralstabes der Deutschen Post in Strausberg«. Vor der Bevölkerung verborgen entstand hier eine der wichtigsten und modernsten Bunkeranlagen auf dem Gebiet der DDR. Seit 2019 wird der Bunker mit seinen mehr als 200 Räumen schrittweise zum »Kulturbunker Strausberg« umgewandelt.



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