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  • KRIEGSSCHAUPLATZ SCHLOSS KLESSIN 1945

    KRIEGSSCHAUPLATZ SCHLOSS KLESSIN 1945

    Gedenk- und Erinnerungsstätte

    Nur 1 km südlich von Wuhden liegt Klessin, heute ein Gemeindeteil von Podelzig. Das Dorf Klessin und das Rittergut wurden im Frühjahr 1945 vollständig zerstört. Auf dem Gelände des Rittergutes ist eine naturnahe Gedenk- und Erinnerungsstätte entstanden. Neben der historischen Aufarbeitung wurde auch eine interessante, landschaftlich reizvolle Fläche rekultiviert.

    In den ersten Februartagen 1945 überwand die Rote Armee die zugefrorene Oder zwischen Küstrin und Lebus. Es folgten wochenlange erbitterte Kämpfe um den Reitweiner Sporn. Die kleinen Dörfer Wuhden und Klessin waren stark umkämpft. Wuhden fiel Ende Februar. Der Druck von 3 Seiten auf Klessin vergrößerte sich und führte zur Einkesselung des Ortes durch die Sowjetarmee. Am 24. März gab es einen gewaltsamen Ausbruch der noch gehfähigen deutschen Soldaten, damit geriet Klessin endgültig in sowjetische Hand. Viele Soldaten beider Seiten wurden in den siebenwöchigen Kämpfen getötet bzw. verwundet. Ca 62.000 Granaten wurden auf den Raum Klessin abgefeuert. Nirgendwo anders in Deutschland wurde so heftig und lange um ein Siedlungsgebiet gekämpft. Dorf und Gut Klessin wurden dem Erdboden gleichgemacht. Die im Mai 1945 zurückkehrende Bevölkerung fand ein unvorstellbares Chaos vor. Die Erde war durchsiebt von Granateinschlägen und durchzogen von vielen Schützengräben. Die Leichen der gefallenen Soldaten, die auf den Feldern und in den Schützengräben verwesten, mussten verscharrt werden.

    80 Jahre sind seitdem vergangen. Bisher gab es hier keine Erinnerung an dieses dramatische Geschehen, an Tod und Vernichtung. Das Gelände des ehemaligen Gutes wurde in der DDR als Müllhalde genutzt. 2009 erwarb der Wuhdener Heimatverein e. V. das Areal von der BVVG. Gemeinsam mit dem Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa (VBGO) wurde auf dem Gelände seit 2008 nach den gefallenen Soldaten beider Armeen gesucht. Bis jetzt konnten etwa 250 deutsche und sowjetische Soldaten geborgen und bestattet werden. Der Munitionsbergungsdienst und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge begleiteten das Vorhaben über viele Jahre. Gleichzeitig wurde ein Konzept entwickelt, wie die Fläche als Ort des Gedenkens und der Erinnerung gestaltet werden kann. Hierbei wurde der Wuhdener Heimatverein e.V. vom VBGO, einem Planungsbüro, mehreren Firmen und vielen fleißigen Händen unterstützt. Auch die Nachfahren des Rittergutsbesitzers Otto von Albedyll haben durch großzügige Spenden den Eigenmittelanteil finanziert.
    Die Errichtung der Gedenk- und Erinnerungsstätte “Kriegsschauplatz Schloss Klessin” hat ca. 15 Jahre in Anspruch genommen.

    Aus dem Kriegsschrott wurden Metallskulpturen gefertigt. Die Mitglieder des Wuhdener Heimatvereins e.V. pflegen gemeinsam mit weiteren Helfern ehrenamtlich das Areal. Mai 2023 konnte sie feierlich eingeweiht werden. Sie ist seitdem öffentlich und für jeden zugänglich. Fährt man in Podelzig die Klessiner Straße entlang, sieht man schon von Weitem das große im Krieg zerstörte Portal des Schlosses, aus Cortenstahl nachgebildet. Rechter Hand begrüßt eine große Stahltafel mit gelasertem Schriftzug die Besucher. Gegenüber befindet sich der Parkplatz für Bus und PKW. Links und rechts des befestigten Rundweges informieren Tafeln und Akustiksäulen zu Klessins Geschichte und zum Kampfgeschehen.

    Am 29. März 2025 findet eine Gedenk- und Erinnerungsveranstaltung anlässlich „80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs“ in Klessin statt.

    Die Geschichte von Klessin als Hörbeitrag (Sprache: Deutsch)

    Webseite Wuhdener Heimatverein e.V. mit weiteren Informationen zum Erinnerungsort, zur Region und zur ehrenamtlichen Arbeit.


    Geschichtspfad Kriegsereignisse 1945

  • MUSEUM DER FESTUNG KÜSTRIN

    MUSEUM DER FESTUNG KÜSTRIN

    Einzigartiges Flächendenkmal an der Oder

    Die preußische Festung Küstrin entstand Mitte des 16. Jahrhunderts und war mit sechs Bastionen eine der größten europäischen Stadtfestungen ihrer Zeit. Sie wurde bis 1887 stetig ausgebaut und um vier Außenforts ergänzt: Gorgast, Zorndorf (Sarbinowo), Säpzig (Zabice) und Tschernow (Czarnow). Aufgrund der weiterentwickelten Waffentechnologie war die Festung kurz darauf technisch überholt und die militärische Funktion wurde aufgegeben.

    Im Januar 1945 rückte die Rote Armee mit großem Geländegewinn von Osten vor und trieb Flüchtlinge sowie zersprengte Einheiten der Wehrmacht vor sich her. Küstrin war ein wichtiges Ziel an der Oder, weil über die Brücken eine Eisenbahnlinie und eine Chaussee direkt nach Berlin führten. Die Deutschen erklärten indes Küstrin erneut zur Festung, ergänzten notdürftig die historischen Verteidigungsanlagen mit Hindernissen und Feldbefestigungen und stellten eine Garnison von etwa 10.000 Mann zusammen, die den Feind bei der Einnahme der Stadt und der Besetzung der Brücken so lange wie möglich aufhalten sollte.

    Am 31. Januar erreichten erste Einheiten der Roten Armee Küstrin. In den folgenden Wochen wurden unter heftigem deutschem Widerstand Brückenköpfe errichtet und die Stadt bis auf einen kleinen Korridor abgeriegelt. Sie konnte jedoch nicht eingenommen werden. Am 6. März begann die Rote Armee einen simultanen Angriff von mehreren Seiten, der zur vollständigen Beseitigung der Verteidigung führen sollte. Am 12. März wurde die Küstriner Neustadt erobert. Am 22. März gelang es, die sowjetischen Brückenköpfe zusammenzuführen und die Festung Küstrin vom Nachschub abzuschneiden. Deutsche Entsatz-Versuche blieben erfolglos, woran auch eine persönliche Intervention Hitlers nichts mehr ändern konnte. Ab 24. März wurde die Altstadt so stark bombardiert, dass kein Gebäude überlebte. Erst am 30. März wurde die Festung schließlich eingenommen und Ersatzbrücken für Verkehr und Eisenbahn gebaut. Bereits am April 1945 rollte der erste Zug über die Brücken in Richtung Berlin.

    Auf der westlichen Oderseite nutzten die deutschen Truppen die Zeit, um ihre Verteidigungsstellungen an den rund 10 km entfernten Seelower Höhen auszubauen. Dort fand von 16. bis 19. April 1945 die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkrieges statt. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Nazideutschland und die Staatsgrenzen in Europa wurden neu gezogen. Durch die Westverschiebung Polens wurde Küstrin zu Kostrzyn nad Odrą. Die Neustadt wurde wieder aufgebaut. Das Gelände der Altstadt blieb im neuen deutsch-polnischen Grenzgebiet sich selbst überlassen und geriet fast 50 Jahre „in Vergessenheit“. Erst 1994 wurde begonnen, einige Bereiche der Festung zu erschließen, unter den Erdaufschüttungen kamen Ruinen alter Häuser, gepflasterte Straßen und Gehwege zum Vorschein. Heute ist das Museum der Festung Küstrin in Kostrzyn nad Odrą ein einzigartiges Flächendenkmal, auch bekannt als das „Pompeji an der Oder“. Es mahnt eindrucksvoll vor Krieg und seinen Folgen. Ausstellungen erzählen die Geschichte der Festung und Informationstafeln helfen beim Rundgang durch die ehemalige Küstriner Altstadt.


    Geschichtspfad Kriegsereignisse 1945

  • MARTYRIUMSMUSEUM IN SŁOŃSK

    MARTYRIUMSMUSEUM IN SŁOŃSK

    Die Geschichte des ehemaligen KZ-Sonnenburg als Hörbeitrag (Sprache: Deutsch)


    Geschichtspfad Kriegsereignisse 1945

  • Auf den Spuren der Johanniter

    Auf den Spuren der Johanniter

    Die grenzübergreifende Region östlich Berlins ist vor allem durch die Natur an den Flüssen Oder und Warthe geprägt, die an der ehemaligen Festung Küstrin in Kostrzyn nad Odra zusammenfinden. Ein Großteil dieser Region war über viele Jahrhunderte im Besitz des Johanniterordens und das Johanniterkreuz findet sich auch heute noch in vielen Stadtwappen, an Kirchen oder in Schlössern und Burgen.

    Entdecken Sie auf den Spuren der Johanniter beschauliche Städte und Dörfer, sagenumwobene Burgen und Schlösser oder historische Kirchen. Besuchen Sie die Schlossruine in Słońsk und lassen Sie mit unserer Augmented Reality App den Glanz vergangener Zeiten wieder auferstehen. Feiern Sie das Moritzfest in Słońsk oder eines der vielen Johanniterfeste in der Region. Pilgern Sie zu Templer- und Johanniterkirchen und lernen Sie mehr über die spannende Geschichte des Ritterordens.

    Der Ritterliche Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Johanniterorden) war rechtlicher Nachfolger des 1312 aufgelösten Templerordens. 1382 bildete sich die „Balley Brandenburg“ als eigenständiger „regionaler Zweig“ des Johanniterordens mit Zentrum in Sonnenburg (Słońsk). Die Balley fokussierte sich auf die Bewirtschaftung von Großgrundbesitz und grenzte sich dadurch schrittweise vom Hauptorden ab, der, zuletzt als Malteserorden, bis ins 18. Jh. Krieg führte. 1538 konvertierte die Balley Brandenburg zum evangelischen Glauben, im Gegensatz zum übrigen Orden.

    In Verantwortung der Johanniter entstanden das Ordensschloss Sonnenburg sowie weitere Ordensburgen, Verwaltungssitze und Kirchen beiderseits der Oder, zum Beispiel in Friedland, Łagów, Świebodzin oder Sulęcin. Das Wirken der Ordensritter beeinflusste die Entwicklung der Oder-Warthe-Region entscheidend. Sie sorgten nach dem 30jährigen Krieg für Neuordnung und Wiederaufbau. Im 18. Jh. waren sie maßgeblich an der Trockenlegung des Sumpfgebiets Warthebruch beteiligt und gründeten etwa 40 neue Dörfer und Vorwerke. Sie schufen Arbeit und Einkommen und sorgten für eine gewisse gesundheitliche Betreuung der Bevölkerung.

    1806 wurde der Großgrundbesitz des Ordens aufgelöst und in das Königreich Preußen überführt. Die Johanniter konzentrierten sich seitdem auf die Krankenpflege und karitative Aufgaben, insbesondere während der Weltkriege. So sind die Johanniter heute Träger von Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern oder der Johanniter-Unfall-Hilfe.

    Die Geschichte des Johanniterordens in der Oder-Warthe-Region ist spannend und vielseitig und an vielen Orten gut nachvollziehbar. Im Rahmen eines deutsch-polnischen Förderprojekts unter Beteiligung der Stadt Seelow wurden 2020-23 die „Spuren der Johanniter“ in der Oder-Warthe-Region in vier Teilgebiete gegliedert und über lokale und regionale Rundwege verbunden. Zentrum dieses Angebots ist die touristisch ertüchtigte Ruine des ehemaligen Ordensschlosses Sonnenburg in Słońsk.

  • Orte des Kalten Krieges

    Orte des Kalten Krieges

    Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Oder-Warthe Region zum Grenzgebiet zwischen Deutschland und Polen. Die zuvor gemeinsame Geschichte erfuhr einen nahezu vollständigen Neustart durch den radikalen Bevölkerungsaustausch östlich der Oder. Die zwangsmigrierte Bevölkerung des ehemaligen Ostpolens brachte ihre eigene Geschichte, Kultur und Sprache mit, was neben der neuen physischen Grenze zusätzlich eine Sprachbarriere schuf.

    Erinnerungskulturen begannen sich getrennt voneinander zu entwickeln, geprägt durch die Narrative der Siegermächte, die bis heute Bestand haben. Zwei grundlegend verschiedene Ideologien (Kapitalismus / Sozialismus) verpflanzten sich auf deutschem Boden (BRD/Westberlin und DDR) und eskalierten beinahe im Kalten Krieg. Entsprechend ideologisch beeinflusst wurde auch die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges in der BRD, der DDR und der Volksrepublik Polen in Form von Gedenk- und Feiertagen, Schulunterricht, Kriegsdenkmälern, Kriegsgräberstätten und Museen.

    In diese Gemengelage musste sich die Oder-Warthe Region erst einmal einfinden und schrieb so eine neue Geschichte. Im Zuge des Kalten Krieges entstanden Militär-, Zivil- und Regierungs-Bunkeranlagen zum Schutz vor Atomschlägen bzw. zur Koordinierung und Ausführung derselben. Wiederum entstand ein Netz an Einrichtungen zur Kontrolle der Bevölkerung und zur Sicherung der kommunistischen Diktatur, z.B. Jugendhaftanstalten und Werkhöfe, Militärgefängnisse und Standorte der Staatssicherheit.

    Unsere Empfehlung für eine 2-tägige Bildungsreise entführt Sie in die Zeit des Kalten Krieges, die durch Angst vor Atomschlägen, atomarem Wettrüsten, Provokation und Mistrauen maßgeblich geprägt war. Unterirdische Bunkeranlagen mit ehemaligen Abhör- und Fernmeldestationen sowie Erst- und Rückschlagszenarien zeigen eindrucksvoll das Kalkül und den Irrsinn des Kalten Krieges.

    „Seewerk“ Falkenhagen: vom Nazi-Fabrikationsbunker zum Kommandostand des Warschauer Pakts

    Ein von den Nationalsozialisten ab Ende der 1930er Jahre errichtetes Rüstungswerk mit der Tarnbezeichnung »Seewerk« wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu einem der geheimsten Standorte der Sowjetarmee in der DDR ausgebaut. Spätestens in den 1970er Jahren erfolgte der Umbau zu einem Gefechtsstand mit hoher militärischer Bedeutung. Unterschiedliche Einheiten der Sowjetarmee und Verbindungsoffiziere aller relevanten Staaten des Warschauer Paktes wären im Fall einer militärischen Eskalation mit den Truppen der NATO in Falkenhagen eingezogen.

    Objekt 3003: Sowjetische Raketenbasis für den Atomschlag gegen die NATO

    1970 wurden 3 Bunkerkomplexe in Polen fertiggestellt, die ab Mitte der 1980er Jahre mit insgesamt 178 Atomsprengköpfen bestückt waren. Objekt 3003 im Wald bei Templewo war einer der 3 geheimen Komplexe, die unter dem Schutz und der Führung von sowjetischen Spezialeinheiten in Betrieb gehalten wurden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde der Bunker 1992 von der russischen Armee leer gezogen und verlassen.

    Bunkermuseum Fuchsbau

    Die wechselvolle Geschichte der unterirdischen Nachrichtenzentrale reicht von den Nationalsozialisten über das Kommando der NVA Luftstreitkräfte bis zur Bundeswehr. Ursprünglich zur Sprengung vorgesehen, reaktivierte die DDR 1965 den historischen Bunker und ergänzte einen unterirdischen Neubau als Zentralen Gefechtsstand 14 (ZGS-14). Nach der deutschen Wiedervereinigung erfolgte eine kurzzeitige Nutzung durch die Bundeswehr, die 1994 mit der Abwicklung des Standortes und einem Verschluss des Bunkers endete.

    Baudenkmal Bunker Garzau

    Zwischen 1972 und 1975 wurde bei Garzau das Organisations- und Rechenzentrum (ORZ) der NVA neu errichtet. Im atombombensicheren Untergrund liefen auf einem Großrechner alle relevanten Daten zum Zustand der Armee im Rahmen von täglichen Meldungen über Stärke, Bestände und Vorkommnisse aus allen drei Teilstreitkräften der NVA zusammen. Das ORZ stellte die Daten dem Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) mit Sitz in Strausberg zur Verfügung und fungierte so als »Operatives Auskunftssystem des Stabes«.

    Objekt 17/201 Strausberg: Ehemals atomsichere Nachrichtenzentrale, heute Kulturbunker

    Mit der Gründung der NVA 1956 wurde eine Kaserne aus der NS-Zeit in Strausberg zum Dienstsitz des Ministeriums für Nationale Verteidigung bestimmt. Ab Ende der 1970er Jahre erfolgte der Bau von »Objekt 17/201 – Führungsstelle des Zentralstabes der Deutschen Post in Strausberg«. Vor der Bevölkerung verborgen entstand hier eine der wichtigsten und modernsten Bunkeranlagen auf dem Gebiet der DDR. Seit 2019 wird der Bunker mit seinen mehr als 200 Räumen schrittweise zum »Kulturbunker Strausberg« umgewandelt.

  • Orte der Begegnung

    Orte der Begegnung

    Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Oder-Warthe Region zum deutsch-polnischen Grenzgebiet. Die zuvor gemeinsame Geschichte erfuhr einen nahezu vollständigen Neustart. Die Westverschiebung Polens brachte neben der neuen Grenze entlang der Oder auch einen radikalen Bevölkerungsaustausch auf der nun polnischen Oderseite, verbunden mit einer neuen Sprachbarriere.

    Geprägt durch die Narrative der Siegermächte wurde Erinnerung „überschrieben“ und Kulturen begannen sich fortan getrennt voneinander zu entwickeln. Zwei grundlegend verschiedene Ideologien (Kapitalismus / Sozialismus) verpflanzten sich auf deutschem Boden (BRD/Westberlin und DDR) und eskalierten beinahe im Kalten Krieg.

    In diese Gemengelage musste sich die Oder-Warthe Region erst einmal einfinden und schrieb so eine neue eigene Geschichte. Deutsche und Polen gestalteten den Wiederaufbau nach 1945 in friedlicher Nachbarschaft, streng kontrolliert durch das sozialistische Regime. Begleitet von Versorgungsmängeln und Verfolgung Andersdenkender entwickelte sich in den 60er/ 70er Jahren beiderseits der Grenze versteckter und offener Widerstand gegen das sozialistische System sowie der Drang nach gesellschaftlichem Wandel und zu demokratischen Verhältnissen.

    Solidarnosc, Glasnost und Perestroika führten zur friedlichen Revolution, zur politischen Wende und zur Deutschen Einheit. Die Gründung der Europäischen Union 1993 und der Beitritt Polens 2004 führten die Oder-Warthe-Region wieder zusammen. Spannende Spuren dieser Entwicklung lassen sich an vielen Erinnerungsorten wie dem Schloss Trebnitz, im Friedenswald Werbig, im Geschichtsbahnhof Seelow, an der ehemaligen Grenzstation Kostrzyn nad Odra oder im Wegweiserpark Witnica gut nachvollziehen.

    Unsere Bildungsreise entführt sie in die Zeit der Begegnung und Entdeckung und des Zusammenwachsens der Oder-Warthe Region.

    Campus Schloss Trebnitz – Ein lebendiger Ort für die Region

    Auf dem „Campus Schloss Trebnitz“ gelingt die Verbindung von regionalem Engagement mit den Aktivitäten aller ansässigen Institutionen in den Bereichen des internationalen Austauschs, der außerschulischen Bildung, der Erwachsenenbildung, der Kunst und Wissenschaft. Genießen Sie einen Spaziergang über den Campus Schloss Trebnitz und einen Besuch im Gustav Seitz Museum. Mit dem kostenfreien Audioguide können Sie Ihren Rundgang (ca. 45 min) selbst gestalten. Lassen Sie sich von der Stimme des bekannten Liedermachers Rolf Zuckowski leiten und erfahren Sie Interessantes über Gustav Seitz.

    Friedenswald Werbig – Zeichen gegen Krieg und für gemeinsames Erinnern

    Am 13. April 1991 entstand auf dem Krugberg in Werbig durch eine Privatinitiative der erste Friedenswald Seelower Höhen zum Gedenken an die größte Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschen Boden. Im April 1945 starben dabei mehr als 40.000 Menschen. Neben dem Friedenswald mit 365 Bäumen begeistert der Krugberg auch mit einer grandiosen Aussicht in das Oderbruch sowie mit interessanten Kunstobjekten. Die Friedenswaldinitiative war der Anfang einer Kette von Friedenswäldern, die über Polen (östlich der Oder nahe dem kleinen Dorf Gorzyca), bis nach Russland (Brest) führt.

    Museum Geschichtsstation Seelow (Mark) – Spannende Regionalgeschichte zwischen 1930 und 1960

    Das ehemalige Bahnhofsgebäude Seelow (Mark) ist ein repräsentativer Zweckbau aus dem 19.Jh. in typischer Bahnarchitektur. Obwohl der Bahnsteig an der Strecke Frankfurt (Oder) – Eberswalde noch in Betrieb ist, war das Empfangsgebäude bereits seit langer Zeit ungenutzt. Im Rahmen eines Förderprojekts wurde das Gebäude bis 2022 umfassend saniert und zu einem Museum für Regionalgeschichte ausgebaut. Hier werden die schicksalhaften Ereignisse zwischen 1930 und 1960 aus Sicht der Einwohner der Oder-Warthe Region anschaulich dargestellt.

    Ehemalige Grenzstation Kostrzyn nad Odra – Ort der Begegnung und der gemeinsamen Geschichte

    Die ehemalige Grenzstation an der B1 kurz hinter der Oder steht noch nahezu original. Sie ist die letzte noch existierende Grenzstation an der Oder. In den Gebäuden neben der überdachten Fahrbahn befinden sich heute die Stadtverwaltung von Kostrzyn nad Odra sowie auf der anderen Seite das Museum der Festung Küstrin. Die Festung und ehemalige Altstadt Küstrins wurde 1945 durch die Rote Armee nahezu vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Mit dem „Pompeji an der Oder“ und der ehemaligen Grenzstation steht der Ort somit für mehrere bedeutende Ereignisse der Geschichte der Region und der ganzen Welt.

    Wegweiserpark Witnica – viel Raum für Interpretation

    In diesem mehrere Hektar großen Stadtpark wurden originale Ausstellungsstücke zusammengeführt, die mit dem historischen Weg Berlin – Königsberg, an dem Witnica lag, verknüpft sind. Die Exponate sind in vier Kollektionen gruppiert: Kultur des Weges, Meilensteine der Zivilisation, Reflexion und Fantasie. Der Wegweiser-Park ist eine originelle Art, um Wissen über die Geschichte der Technik zu übermitteln sowie, um über die großen Veränderungen der Jahrhunderte, die Geschichte der westlichen Gebiete und das sie begleitende Leid der Menschen nachzudenken.

  • Denkmal Ensemble Kienitz

    Denkmal Ensemble Kienitz

    Geschichtspfad Kriegsereignisse 1945: Panzerdenkmal und Erster Brückenkopf an der Oder

    Das kleine Dorf Kienitz steht symbolisch für die Ereignisse der Endphase des II. Weltkrieges. Am 31. Januar 1945 erreichten in den frühen Morgenstunden leichtbewaffnete Vorausabteilungen der Roten Armee die Oder bei Kienitz und bildeten an der Fährstelle sowie an der Hafenmühle einen Brückenkopf zum Westufer der Oder.

    Auf dem Oder-Deich nahe Kienitz, am Weg zur ehemaligen Fähranlegestelle, symbolisiert eine metallene Stele den Übergang der Roten Armee zum Westufer der Oder. Zudem befinden sich in der Mitte des Dorfes Kienitz neben einem Kriegsdenkmal in Erinnerung an den I. Weltkrieg (1914-1918) zwei weitere Denkmäler. Ein sowjetischer Panzer vom Typ T-34 erinnert an die gefallenen sowjetischen Soldaten. Ein zweites Denkmal gedenkt allen Opfern des Krieges 1939-1945.

    Mitte Januar 1945 überschritt die Rote Armee die ehemalige Ostgrenze des Deutschen Reiches und bewegten sich mit schnellem Marschtempo in Richtung der Oder. Am 31. Januar 1945 erreichten in den frühen Morgenstunden leichtbewaffnete Vorausabteilungen der Roten Armee die Oder bei Kienitz und bildeten an der ehemaligen Fährstelle sowie an der Hafenmühle einen Brückenkopf zum Westufer der Oder.

    Für die Bevölkerung kam dieses Ereignis völlig überraschend. Deutsche Truppen waren nicht im Dorf stationiert. Die Rote Armee wurde, nach Aussagen der Wehrmachtsberichte, noch weit im Osten vermutet. So konnte ein vier Kilometer breiter und zwei Kilometer tiefer Brückenkopf in kürzester Zeit zum Westufer errichtet werden. In großer Eile wurden deutsche Einheiten aus verschiedenen Kampfabschnitten abgezogen und in Marsch gesetzt, um den Brückenkopf wieder zu vernichten.

    Auch die Zivilbevölkerung bekam nun mit voller Wucht die verheerenden Auswirkungen des Krieges zu spüren, die sie bisher nur aus Wochenschauen oder Berichten von Fronturlaubern kannten. Am 1. Februar 1945 wurde von der deutschen Luftwaffe der Kienitzer Hafen bombardiert. Zahlreiche Flüchtlinge aus den Ostprovinzen des Deutschen Reiches, die auf ihren Kähnen bis zur Hafenspitze Schutz suchten, wurden durch den Angriff der eigenen Luftwaffe getötet. Die Kienitzer Bevölkerung flüchtete, entgegen dem eigentlichen Flüchtlingsstrom, in Richtung Osten, um den bevorstehenden schweren Kämpfen zu entgehen.

    Die Kämpfe um das Dorf Kienitz zogen sich 76 Tage hin, ehe die Rote Armee den Ort endgültig einnehmen konnte. Der Ort wurde zu 80% zerstört. Die letzten Flüchtlinge kehrten im Juni 1945 in ihren Heimatort zurück.

    Der kleine Ort Kienitz und sein durchlebtes Kriegsgeschehen verkörpert als symbolische Zeitkapsel alles das, was Menschen an unvorstellbaren Kriegsleiden zugefügt wurde: die Zerstörung der Landschaft, der Häuser, Kriegstote auf beiden Seiten, Hunger, Kälte, Tod, Flucht, Vertreibung, Krankheiten, auseinanderreißen von Familien, der Verlust geliebter Menschen, Gefangenschaft, die Vernichtung von Lebensläufen sowie die nagende Ungewissheit auf das Kommende nach dem Kriegsende.

    Die Geschichte des Brückenkopfs als Hörbeitrag (Sprache: Deutsch)

    Brückenkopfdenkmal

    Die Geschichte des Panzerdenkmals als Hörbeitrag (Sprache: Deutsch)

    Panzerdenkmal


    Geschichtspfad Kriegsereignisse 1945

  • Kriegsereignisse 1945

    Kriegsereignisse 1945

    Grenzübergreifender Geschichtspfad auf den Spuren der Kriegsereignisse im Frühjahr 1945

    Die Anfänge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erfolgten wie überall in Deutschland schleichend und wurden von der breiteren Masse mit Hoffnung und Euphorie begleitet. Regimegegner wurden frühzeitig verfolgt und inhaftiert, z.B. im Zuchthaus und Konzentrationslager Sonnenburg (Słońsk), einem der Ersten seiner Art überhaupt.

    Das Vorrücken der Roten Armee und ihrer Verbündeten von Osten in Richtung Berlin brachte den Krieg spätestens im Januar 1945 real und mit aller Wucht in die Order-Warthe Region. Am 31. Januar 1945 erreichte die Rote Armee das KZ Sonnenburg (Słońsk). Weiter nördlich, in Kienitz, errichtete eine sowjetische Einheit etwa zur selben Zeit den ersten Brückenkopf auf der westlichen Oderseite. Die strategisch wichtige Stadt Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) mit Bahn- und Straßenbrücke wurde erneut zur Festung und in 52-tägigem Kampf nahezu vollständig zerstört. Während der folgenden letzten Großoffensive in Richtung Berlin verloren in der Schlacht um die Seelower Höhen (16.-19. April 1945) zehntausende Menschen ihr Leben an der Kante des Oderbruchs, Dörfer wie Klessin existieren nicht mehr. Kurz darauf erreichten die alliierten Truppen Berlin und Nazi-Deutschland kapitulierte am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst.


    Anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs finden von Januar bis Mai 2025 an den historischen Daten entlang des Geschichtspfades Gedenkveranstaltungen statt. Der Geschichtspfad ist eingebettet in die grenzübergreifende Tourismusmarke „Erinnerung verbindet“, welche 2023 in Seelow gegründet wurde und Erinnerungsorte in der Oder-Warthe Region zu verschiedenen Geschichtsthemen verbindet. Dieses dt.-pol. Netzwerk „Erinnerung verbindet“ arbeitet eng mit der Europäischen Kulturroute der Befreiung 1944-45 zusammen (Liberation Route Europe).

    Die Liberation Route Europe ist eine zertifizierte Kulturroute des Europarats, die Menschen, Orte und Ereignisse miteinander verbindet, um an die Befreiung Europas von der Besatzung während des Zweiten Weltkriegs zu erinnern. Mit Hunderten von Stationen und Geschichten in mehr als zehn europäischen Ländern verbindet die Route die wichtigsten Regionen entlang des Vormarsches der Alliierten in den Jahren 1943-1945.

    Dank unseres Projektes sind die 7 Stationen unseres grenzübergreifenden Geschichtspfads Kriegsereignisse 1945 nun auch Stationen der Liberation Route Europe.


    Die Entwicklung und Einrichtung des „Geschichtspfads Kriegsereignisse 1945“ wurde im Rahmen des Projekts „Gemeinsames Erinnern – 80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg 2025“ im Rahmen der Klein-Projekte-Fonds (KPF) 2021-2027 der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG VI A Brandenburg-Polen 2021-2027 gefördert.

  • Projektworkshop „Touristische Entwicklung und transnationale Zusammenarbeit“

    Projektworkshop „Touristische Entwicklung und transnationale Zusammenarbeit“

    Der am 19. Juli 2021 durchgeführte Workshop befasste sich mit den Erinnerungsorten der Oder-Warthe-Region als Basis für touristische Entwicklung und transnationale Zusammenarbeit.

    Die Liberation Route Europe (LRE) ist eine Europäische Kulturroute, zertifiziert vom Europarat in 2019, um die wichtigsten Regionen zu verbinden, die von der Befreiung Europas von der Nazi-Besatzung in den Jahren 1944-1945 betroffen waren. Die Route kombiniert historische Inhalte mit einem multiperspektivischen Ansatz, Erinnerungstourismus und Instrumente der Erinnerungsvermittlung auf europäischer Ebene. Damit wird die LRE zu einem etablierten und alternativlosen Partner für die Entwicklung von internationalen Erinnerungstourismus in der Oder-Warthe Region, insbesondere für Erinnerungsorte der Epoche des „Schicksalsraums“.

    Die anwesenden Vertreter der LRE werteten das Projekt „Stätten der Erinnerung“ als außergewöhnlich interessant und gut passend für eine Kooperation. LRE startete 2008 mit der Entwicklung des Wegs der Befreiung aus westalliierter Sicht, in jüngster Zeit beschäftigt man sich mit dem Weg der Befreiung aus Osten. Die Projektergebnisse ergänzen diese Aktivitäten und können eine ganze Region für Erinnerungstourismus erschließen.

    In ähnlicher Weise reflektierten auch die Vertreter der FORTE CULTURA das Erinnerungsprojekt, finden sich in der Oder-Warthe Region doch einige sehr interessante Festungsmonumente. Dazu gehören beispielsweise die Festung Küstrin, die ehemalige Festung Driesen, die befestigen Johanniterburgen in Lagow und Friedland, die Oder-Warthe-Befestigungslinie oder die Militärbunker des Kalten Krieges.

    Für das Projekt ergibt sich aus dem Workshop ein äußerst positives fachliches Feedback bezogen auf die Inhalte der neuen touristischen Marke „Erinnerung verbindet Oder-Warthe“ sowie starke Partnerschaften für Bildungs-, Erinnerungs- und Kulturtourismus auf europäischer Ebene.

    Die Workshopteilnehmer besichtigten zudem das Martyriums Museum Słońsk, das Kultur- und Begegnungszentrum im ehemaligen Kulturhaus Słońsk, die Villa Wagner und die Festung Küstrin in Kostrzyn nad Odra.

  • Eröffnung Kulturhaus Słońsk

    Eröffnung Kulturhaus Słońsk

    Am 14. Februar 2020 eröffnete Bürgermeister Janusz Krzyśków im Beisein von über 100 geladenen Gästen das neue Kulturhaus in Słońsk. Ein Konferenzsaal mit Dolmetscherkabinen, Ausstellungsräume, eine Bibliothek, Archivräume und digitale Workstations und sogar 4 Gästezimmer warten auf ihre neuen Nutzer.

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